Schülern (FREI)RAUM und ZEIT zu geben, THEMEN, die IHNEN WICHTIG sind, zu bearbeiten. Das ist das Ziel dieses neuen Unterrichtsformats, das die Schulpionierin Margret Rasfeld vor wenigen Jahren entwickelt hat und das inzwischen schon an fast 100 Schulen in Deutschland zur Umsetzung kommt: 4 Stunden in der Woche dürfen Schüler an Themen arbeiten, die ihnen wichtig sind, mit denen sie etwas in ihrem Umfeld, in der Schule, in der eigenen Gemeinde, im eigenen Bezirk bewirken wollen.
Diese Idee sprach uns sofort an, und so suchten wir eine Möglichkeit, den FREI DAY auch für unsere Schüler:innen umzusetzen. Dass es vorerst „nur“ ein zeitlich begrenztes Pilotprojekt wurde, war unserem doch engen Korsett von Lehr- und Stundenplan geschuldet. Wir sind freilich sehr glücklich, dass wir dank der Bereitschaft einzelner Kolleg:innen, Stunden für das Projekt zur Verfügung zu stellen, starten und erste sehr schöne und wertvolle Erfahrungen sammeln konnten, von denen wir im Folgenden berichten wollen.
Eckpfeiler des Pilotprojekts „Frei Day am BG Lustenau“
3 Klassen (1a, 4a, 5a)
jahrgangsübergreifend
7 Wochen jeweils am Mittwoch
4 Stunden pro Woche
Die zeitliche Begrenztheit stellte dabei eine der größten Schwierigkeiten dar, läuft sie doch der Grundidee völlig zuwider. Corona zwang uns dann noch zu einer Terminverschiebung, Mitte März war es dann aber endlich so weit, dass wir starten konnten.
LLOTW-Ausstellung - Largest Lesson Of The World (13. Jänner bis 7. März 22)
Schon vor dem richtigen Start war eine thematische Einstimmung nicht nur für unsere Frei Day-Klassen in unserer Aula möglich. Für einige Woche konnten wir uns in unterschiedlichster Form mit der „größten Lektion der Welt“ auseinandersetzen. In dieser interaktiven Wanderausstellung, für die die Jugendbotschafter der Caritas viele interessante Informationen zusammengetragen haben, konnten die SDGs, die Sustainable Development Goals, die 17 Nachhaltigkeitsziele, kennengelernt werden. Diese 17 Ziele, die von der UNO im Jahre 2016 beschlossen wurden und in allen Staaten der Welt, also selbstverständlich auch in Österreich, die politischen Entscheidungen beeinflussen (sollen), gab sich die Weltgemeinschaft, um so zu einer positiven und nachhaltigen Entwicklung in allen diesen Bereichen zu kommen. Vorrangig ging es natürlich darum, wo auch wir unseren Beitrag leisten können, die Welt in unserem Umfeld ein wenig zum Positiven zu verändern.
Für die unteren Klassen waren diese Inhalte in besonders attraktiver Form aufbereitet, nämlich in Form eines Labyrinths:
SDG-Labyrinth im Dô
Aus alten Fahrradpappkartons war – ebenfalls von den Jugendbotschafterinnen der Caritas - ein großes Labyrinth aufgebaut. So ließ sich Spaß mit Lernen verbinden, denn mit großer Begeisterung durchsuchten Erst- und Zweitklässler das Labyrinth nach den dort versteckten Informationen zu den SDGs, den Nachhaltigkeitszielen.
Musical „SOLVE IT – Die Zeit läuf!“
Eine besondere Auseinandersetzung mit den Nachhaltigkeitszielen bot auch der Besuch dieses Musicals der Jugendbotschafter:innen der Caritas im Kulturhaus in Dornbirn.
Frei Day 1 - Kickoff (16. März im Dô)
Endlich war es dann so weit: Unsere 3 Klassen trafen sich im Dô, einem neuen wunderbaren Raum der Gemeinde Lustenau. Mit dabei immer noch Masken und Tests, was aber der Stimmung keinen Abbruch tat. …
In Kleingruppen wurden mitgebrachte Beobachtungen diskutiert, Themen ausgetauscht, Projekte angedacht und einander vorgestellt. Bis zum Ende des spannenden Vormittags bildeten sich so 12 klassenübergreifenden Gruppen mit ersten Projektideen.
Da wenige Wochen zuvor der Krieg gegen die Ukraine begonnen hatte, was die Schüler:innen sehr bewegte, überraschte es nicht, dass das Schicksal der Menschen dort in vielen Gruppen ein wichtiges Thema war. Dass auch die Umwelt den jungen Menschen am Herzen liegt, sah man bei den anderen Projektgruppen.
Frei Day 2-6
In den folgenden Wochen wurde nun jeden Mittwoch intensiv an den Projekten gearbeitet, in der Schule, deren Nischen und Sonderräume so richtig mit Leben erfüllt wurden, aber auch draußen in der Gemeinde.
Wiederkehrende Elemente wie das Lied „Muss nur noch kurz die Welt retten“ von Tim Bendzko, Spiele zur Teambuilding, ein kurzer Film über gelungene Aktionen in der Welt und die Präsentation des eigenen Projektfortschritts strukturierten unsere Frei Days und durchregelmäßige Coaching-Gespräche mit Lehrer:innen konnte das eine oder andere Problem überwunden werden. Dass nicht alles wie geplant gelang, manchmal sogar noch das Projektvorhaben gewechselt werden musste, ist Teil des Lernprozesses, letztlich haben alle Gruppen Tolles auf die Beine gestellt:
· Spenden sammeln mit Bauchläden am Lustenauer Markt
· Sach- und Geldspendensammeln mit Bollerwagen von Haus zu Haus
· Verkauf von Sonnenblumen-Setzlingen, um Spenden für die Ukraine zu sammeln
· Benefizkonzert im Freudenhaus
· Spielefest für die Deutschförderklasse der VS Rotkreuz
· Bau eines Insektenhotels
· Bau eines Hochbeets
· Anlegen eines Himbeerbeets
· mehr Grün im Innenhof durch Bau und Bepflanzung von Blumenkistchen
· Verkauf von süßen Waffeln am Markt für das Tierheim
· #water4all: Möglichkeiten in Lustenau schaffen, die eigene Wasserflasche gratis aufzufüllen
· Bau eines Dynamos, mit dessen Hilfe während des Fahrradfahrens das Handy geladen wird
Hier ist leider nicht der Platz, von all den schönen, lustigen, mühsamen, grandiosen, überraschenden, anstrengenden, frustrierenden, inspirierenden und begeisternden Momenten bei Planung und Durchführung dieser Vorhaben zu erzählen, oder von den zahlreichen Tätigkeiten, die Schüler:innen zum ersten Mal gemacht haben. Schauen Sie sich aber unbedingt den Film dazu hier auf unserer Homepage an.
Link zum Film:
Frei Day 7 - Reflexion
Während noch letzte Arbeiten etwa am Hochbeet durchgeführt wurden und das Spielefest für die Kinder der Deutschförderklasse der VS stattfand, beantworteten die anderen schon fleißig die Feedbackfragen und danach trafen sich die ersten Gruppen mit ihren Coaches zum abschließenden Reflexionsgespräch. Gemeinsam nachzudenken, was man in diesen Tagen gelernt hat, ist ein wichtiges Element in diesem Lernformat.
Abschlusspräsentation
Noch einmal begeistert haben uns unsere Schüler:innen bei der Präsentation ihrer Projekte vor der versammelten Schulgemeinschaft in der Aula. Kreative Filmchen wurden gezeigt, Kahoot wurde gespielt und auch Erstklässler trauten sich vor dem großen Publikum frei zu sprechen. Sogar eine Band bildete sich und spielte noch einmal den „Welt retten“-Song/Ohrwurm, der uns all die Tage begleitet hatte.
Damit ging unser intensiver, spannender und manchmal auch sehr herausfordernder Pilotversuch FREI DAY 2022 zu Ende. Natürlich lief nicht alles rund und manches würden wir (auch nach den Rückmeldungen der Schüler:innen) anders machen. Insgesamt sind wir von der Idee des Frei Day jedoch mehr denn je überzeugt und vor allem beeindruckt, was unsere Schüler:innen trotz Schwierigkeiten und Widerständen erreicht haben.
Und wir hoffen und freuen uns auf eine Fortsetzung!
Schülerzitate aus dem Feedback: Was hat dir am Frei Day gefallen?
Es war sehr lustig und wir hatten eine tolle Zusammenarbeit.
Dass wir da etwas gemeinsam machen dürfen.
Dass die Lehrer uns nicht alles vorgegeben haben.
Dass wir Menschen geholfen haben.
Ich fand die Filme am Anfang cool und das Zuhören der anderen Gruppen.
Dass man mal unabhängig vom Unterricht zusammen an etwas arbeitet
Dass wir was für die Umwelt machen!
Dass wir selber etwas auf die Beine gestellt haben.
Dass ich meinen Bruder im Team hatte.
Das Zusammenarbeiten
Es ist sehr cool und ich würde mich freuen, wenn es nächstes Jahr nochmal eine gibt
Ich finde den Frei-Day echt toll.